Psychische Störungen ohne "massives Trauma" - die Anpassungsstörung: identifizierbare psychosoziale Stressoren wie z. B. Krankheit, Behinderung, sozialökonomische Probleme, Konflikte im häuslichen oder beruflichen Umfeld bewirken vorübergehend Sorgen und Grübeln und weiteres.

Welche Belastungen und Symptome werden dafür nach ICD 10, ICD 11 und DSM 5 vorausgesetzt?

Anpassungsstörung - ICD 10 - Definition ICD 10
... Bei Anpassungsstörungen (ICD10 - F43.2) handelt es sich um Zustände von subjektiver Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung, die im Allgemeinen soziale Funktionen und Leistungen behindern und während des Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden Lebensveränderung oder nach belastenden Lebensereignissen auftreten. Die Belastung kann das soziale Netz des Betroffenen beschädigt haben (wie bei einem Trauerfall oder Trennungserlebnissen) oder das weitere Umfeld sozialer Unterstützung oder soziale Werte (wie bei Emigration oder nach Flucht). Sie kann auch in einem größeren Entwicklungsschritt oder einer Krise bestehen (wie Schulbesuch, Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles oder Ruhestand).
Die individuelle Prädisposition oder Vulnerabilität spielt bei dem möglichen Auftreten und bei der Form der Anpassungsstörung eine bedeutsame Rolle; es ist aber dennoch davon auszugehen, dass das Krankheitsbild ohne die Belastung nicht entstanden wäre.
Die Anzeichen sind unterschiedlich und umfassen depressive Stimmung, Angst oder Sorge (oder eine Mischung von diesen). Außerdem kann ein Gefühl bestehen, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht zurecht zu kommen, diese nicht vorausplanen oder fortsetzen zu können. Störungen des Sozialverhaltens können insbesondere bei Jugendlichen ein zusätzliches Symptom sein. Hervorstechendes Merkmal kann eine kurze oder längere depressive Reaktion oder eine Störung anderer Gefühle und des Sozialverhaltens sein.
Anpassungsstörung - Entwurfsfassung ICD 11 - abgerufen am 10.10.2024
" Eine Anpassungsstörung ist eine maladaptive Reaktion auf einen identifizierbaren psychosozialen Stressor oder mehrere Stressoren (z. B. Scheidung, Krankheit oder Behinderung, sozioökonomische Probleme, Konflikte zu Hause oder am Arbeitsplatz), die normalerweise innerhalb eines Monats nach dem Stressor auftritt. Die Störung ist gekennzeichnet durch die Beschäftigung mit dem Stressor oder seinen Folgen, einschließlich übermäßiger Sorgen, wiederkehrender und beunruhigender Gedanken über den Stressor oder ständiges Grübeln über seine Auswirkungen, sowie durch ein Versagen bei der Anpassung an den Stressor, das erhebliche Beeinträchtigungen in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen verursacht. Die Symptome lassen sich nicht besser durch eine andere psychische Störung erklären (z. B. Stimmungsstörung, eine andere spezifisch mit Stress assoziierte Störung) und klingen in der Regel innerhalb von sechs Monaten ab, es sei denn, der Stressor hält länger an."
Anpassungsstörung nach DSM 5
Eigene unautorisierte Umschreibung:
Nach DSM 5 TR müssen identifizierbare Belastungsfaktoren zugrunde liegen, wie das Ende einer Liebesbeziehung oder Konflikte mit Bezug zur Berufstätigkeit oder in einer Partnerbeziehung. Es können wiederkehrende Belastungen sein, wie z. B. saisonale berufliche Krisensituationen oder eine unerfüllte sexuelle Beziehung. Es können andauernde Zustände sein, wie eine chronische schmerzhafte Erkrankung mit zunehmender Behinderung oder das Leben in einer kriminalitätsbelasteten Nachbarschaft. Belastungsfaktoren können auch verbunden sein mit Änderungssituationen der persönlichen Entwicklung wie das Scheitern in beruflichen Zielen, das Leistungsversagen im Studium oder der Eintritt in den Ruhestand bzw. das Rentnerdasein. Nach dem Tod eines geliebten Menschen kann eine Anpassungsstörung diagnostiziert werden, wenn Intensität, Qualität und Dauer der Trauerreaktion das Maßüberschreiten, was den kulturellen, religösen und alterstypischen Normen entspricht.
DSM 5 TR-Kriterien der Anpassungsstörung in eigenen Stichworten (kein wörtliches Zitat!)
A - emotionale oder verhaltensrelevante Symptome, die sich innerhalb von 3 Monaten nach einem identifizierbaren Stressor entwickeln.
B - verhaltensbezogene Symptome liegen klinisch signifikant vor, entweder als unverhältnismäßige Stressreaktion oder als signifikante Störungen im sozialen, beruflichen oder einem anderen wichtigen Funktionsbereich.
C - die stressbedingte Störung ist nicht einer anderen Störung zuzuordnen, auch nicht im Sinne eines Wiederauflackerns einer vorbestehenden Erkrankung.
D - Die Symptome entsprechen nicht denjenigen einer normalen Trauerreaktion.
E - Wenn der Stressor oder seine Konsequenzen beendet sind, bleiben die Symptome nicht länger als weitere 6 Monate bestehen.

Autorisierte deutsche Übersetzung siehe Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-5® Deutsche Ausgabe herausgegeben von P. Falkai und H.-U. Wittchen, mitherausgegeben von M. Döpfner, W. Gaebel, W. Maier, W. Rief, H. Saß und M. Zaudig

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